
ID: 4012
Kategorie: Finanzierung
Akteur*innen-Ebene: Baugemeinschaft
Strategie-Ebene: Netzwerke
Problem: Baugemeinschaften finden sich in einer Situation wieder, in der sie nicht auf eine starke Lobby zurückgreifen können, die sie z. B. in finanzieller oder politischer Hinsicht unterstützt.
Kontext: Finden sich Gruppen in einer Situation wieder, in der sie sich z.B. gegen Konkurrent*innen beim Grundstückskauf auf dem Wohnungsmarkt durchzusetzen müssen, stellen sie fest, dass ihnen – anders als Investor*innen- nicht immer ein großes Vertrauen entgegengebracht wird. Obwohl die Idee des gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens mittlerweile größere Verbreitung findet, haben Gruppen oft noch mit einem Bild zu tun, das sie als nicht unbedingt ernstzunehmende Akteurinnen wahrnimmt. Das kann sich im Kontakt mit Banken zeigen, die eine Kreditvergabe an Bedingungen knüpft, die bei standardisierten Risikoabschätzungen mit Investor*innen sinnvoll sind, eine Projektgruppe aber zum Scheitern bringen kann. Banken sind gewohnt, mit Einzelnen Verträge abzuschließen, aber nicht mit Gruppen, die z.B. ein solidarisches Finanzierungsmodell für sich wählen.
Gibt es in Städten und Kommunen noch nicht viele Erfahrungen mit gemeinschaftlichem Bauen und Wohnen, kann es Zweifel geben, ob Projekte wirklich in der Lage sind, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen und entsprechend werden wenige Projekte bei der Grundstücksvergabe berücksichtigt. Ist eine Gruppe mit solchen oder ähnlichen Situationen konfrontiert, brauchen sie Verbündete.
Verbündete können Einzelpersonen in der Verwaltungsebene, in politischen Parteien oder bei Banken sein. Verbündete sind Stiftungen wie die trias- oder Edith-Maryon-Stiftung, mit Baugemeinschaften vertraute Planer*innen oder Mitglieder etablierter Projekte. Verbündete überzeugen mit guten Argumenten und gelungenen Beispielen, sie sind mit Abläufen bei den Baugemeinschaften vertraut und können dem Gegenüber verdeutlichen, warum Baugemeinschaften gefördert werden sollten. Sie sind in der Lage, eine Vermittlungsrolle einzunehmen, die möglichst auf eine große Akzeptanz auf den verschiedenen Seiten trifft. Das kann durch Öffentlichkeitsarbeit geschehen, durch informelle Fürsprache oder politische Kritik. Entscheidend ist, die Interessen der Baugemeinschaften nicht nur durch die einzelne Gruppe selbst vorzubringen, sondern weitere Stimmen miteinzubeziehen.
Lösung: Nehmen Sie Kontakt zu anderen Baugemeinschaftsprojekten auf, die Lösungen und Ideen für ein ähnliches oder gleiches Thema oder Problem gefunden haben. Wer und was war auf dem Weg hilfreich? Sprechen Sie mit anderen Menschen über Ihr Thema, um es bekannt zu machen und auf diesem Weg Verbündete zu finden.
Suchen Sie auch Verbündete außerhalb des unmittelbaren Themenbereich von Baugemeinschaften: wer hat noch Interesse an unserem Thema oder einem, das damit verwandt ist? Wer kann wie von unserer Baugemeinschaft oder auch gemeinschaftlichem Bauen und Wohnen allgemein profitieren und ist aus diesem Grund ein*e potentielle*r Verbündete*r?
Werden Sie selbst zu Verbündeten: gründen Sie Finanzkooperativen. Schaffen Sie Möglichkeiten, sich gegenseitig Bürgschaften bei Banken zu geben. Tauschen Sie sich mit anderen Baugemeinschaften z.B. mithilfe von Methoden wie Peer-Counseling aus, um Wege gemeinsam gehen zu können. Stellen Sie eine Öffentlichkeit her, in der nach Lösungen gesucht werden kann. Finden Sie eine geeignete Balance zwischen „höflicher Utopie“ und „dreisten Möglichkeiten“ – und nehmen Sie Witz und Verstand mit auf den Weg.
Konsequenzen: Verbündete können starke Partner*innen sein, die Wege ebnen und neue Möglichkeitsräume schaffen.
Beispiel: Die Genossenschaft der Brühlpioniere hatte nach der Grundstücksfindung Schwierigkeiten, eine Bank zu finden, die ihnen eine Kredit gewährt. Nach Anläufen, die nicht das gewünschte Ergebnis brachte, versuchte die Gruppe Kontakt zu der Chefetage einer Chemnitzer Bank aufzunehmen. Dafür wurde ein Speeddating zum Thema „Wirtschaft und Kultur“ von Mitgliedern aus der Genossenschaft organisiert, bei dem es „rein zufällig“ zu einer Begegnung zwischen dem Direktor der Bank und einem Musiker von den Brühlpionieren kam und bei dem ein Gespräch in einer anderen Umgebung und Atmosphäre möglich wurde, in dessen Verlauf sich der Direktor bereit erklärte, sich mit dem Konzept genauer zu beschäftigen. Sein Interesse war geweckt und durch zusätzliche Unterstützer*innen konnte der Bank glaubhaft gemacht werden, dass der finanzielle Plan und das Konzept der Gruppe aufgehen kann.
Verbindung zu Muster:
Szenarien für das Projekt entwickeln
Baugemeinschaften als Stadtentwicklungstool
Rechtsform finden; Szenarien für die Kommune; Erbbaurecht als Instrument; Projektsteuerung ; Bauplanung; Durststrecken überwinden; Bürger*innenengagement; Unterstützung finanzschwacher Gruppen; Gemeinschaftsräume; transparentes Verwaltungshandeln;