
ID: 4010
Kategorie: Finanzierung
Akteur*innen-Ebene: Gruppe, Verwaltung, Politik
Strategie-Ebene: Nachbarschaft, Stadt
Problem: Kosten für ökologisches Bauen wirken auf Baugemeinschaften abschreckend.
Kontext: Oft stehen vor allem die Baukosten im Fokus und weniger die ökologischen Aspekte von verwendeten Materialien oder Bauprinzipien. Finanzschwächere Gruppen müssen oft komplexe Abwägungen treffen, um energetisch günstige Gebäude zu realisieren. Zum Teil gibt es wenig verlässliche Informationen oder wenig Wissen, wie ökologisches Bauen konkret umgesetzt werden kann. Standards der Energieeinsparverordnung (EnEV) verändern sich zudem schnell: werden nur Mindeststandards beim Bauen umgesetzt, stellt sich nicht immer die gewünschte finanzielle Rentabilität ein. Andererseits sind Pilotvorhaben oft teurer als Standardlösungen. Die Beantragung von Fördergeldern ist obendrein oft kompliziert.
Ökologie ist ein wichtiges Experimentierfeld für nachhaltiges Bauen. Dazu gehört die Nutzung erneuerbarer Energien und die Reduzierung des Energiebedarfs, z.B. durch effiziente Wärmedämmung und Anlagentechnik. Es werden ressourcenschonende und natürliche Baustoffe eingesetzt, die eine Vermeidung von baubiologisch bedenklichen Stoffen mit einschließt. Das Gebäude sollte optimal an den Standort angepasst sein. Naturnahe Grünflächen sollten erhalten oder geschaffen werden und schließlich geht es beim ökologischen Bauen auch noch um einen sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden. Nutzer*innenbezogene Aspekte, die förderlich für das Wohlbefinden sein können (Wohngesundheit), lassen sich ebenfalls unter baubiologischen Faktoren fassen.
Auch wenn innovative Konzepte beim ökologischen Bauen zunächst höhere Kosten verursachen, zahlen sie sich langfristig finanziell aus. Passivhäuser oder Plusenergiehäuser tragen maßgeblich zu sehr geringen Energiekosten im laufenden Betrieb bei. Gerade in Gemeinschaften lassen sich ökologische Prioritäten gut und kostengünstig umsetzen – allerdings sind die Einsparungen oft erst mittelbar erfahrbar. Die Gruppe muss also in Vorleistung gehen. Für diese Situation können staatliche finanzielle Unterstützungen sinnvoll sein, denn es entstehen nicht nur Gebäude von überdurchschnittlicher Qualität, sondern sie unterstützen auch die Städte dabei, emissionsärmer zu werden.
Lösung: Städte und Kommunen profitieren davon, wenn ökologisches Bauen stärker in den Fokus rückt. Baugemeinschaften, die in der Regel mehrgeschossige Gebäude verwirklichen, tragen dadurch auch z.B. zu ressourcenschonendem Umgang mit Boden bei. Deshalb sollten Verwaltungen Anreize speziell für Baugemeinschaften über Rahmenbedingungen schaffen, wie etwa die Möglichkeit, mehr Geschosse zu bauen, wenn dies als Passiv- oder Plusenergiehaus errichtet wird. Stellen Sie auch aktuelles Wissen über ökologisches Bauen und Gebäudetechnik zur Verfügung, die bei Bauberatungen und Förderberatung zu KfW-Zuschüssen vermittelt werden. Unterstützen Sie Baugemeinschaften konkret bei Förderanträgen und auch bei der Vernetzung untereinander, um einen Erfahrungs- und Wissensaustausch zu unterstützen. Nutzen Sie Wohnungsbündnisse und einen Erfahrungsaustausch, um Projekte für Pilotphasen zu gewinnen, die zusammen Lösungen für ökologische Konzepte vereinbaren und verbindlich festhalten.
Konsequenzen: Eine Selbstverständlichkeit in der Verbreitung des ökologischen Bauens trägt zu einer hohen Lebensqualität in der Stadt bei, von der nicht nur die Bewohner*innen der einzelnen Gebäude profitieren. Sie schafft auch die Möglichkeit für Synergieeffekte, die sich in den weiteren Stadtraum auswirken können, wie z.B. die Schaffung von Grünflächen, begrünten Dächern und einem insgesamt wachsenden ökologischen Bewusstsein.
Beispiel: Das Bunte Haus in Bad Salzuflen ist als Plusenergiehaus gebaut worden. Für die Bewohner*innen kommen sehr geringe Nebenkosten monatlich für Energie zustande, was finanziell nicht so gut aufgestellte Haushalte spürbar entlastet. Die Holzbaureferenzdatenbank NRW führt mehrere nachhaltige Gebäudequalitäten für das Bunte Haus auf. Zusätzlich werden dort Prozessqualitäten genannt, die zum nachhaltigen Bauen beitragen, wie etwa ein integraler Planungsansatz und eine abgestimmte und intensive Projektvorbereitung, die es dem Projekt ermöglichte, die Ausführung des Baus im geplanten Kostenrahmen fertig zu stellen und obendrein soziale Qualitäten durch die gemeinsame Planung der Bewohner*innen einzubeziehen, von der auch die Nachbarschaft profitiert.
Verbindung zu Muster:
Zukunftsfähige Mobilität; Raumaufteilung; Bauplanung; Projektsteuerung; Außenflächen; Inklusion/Zugänglichkeit; Konzept verfassen; Synergien bündeln; Unterstützung finanzschwacher Gruppen