
ID: 5004
Kategorie: Abläufe und Prozesse
Akteur*innen-Ebene: Baugemeinschaften, Verwaltung
Strategie-Ebene: Gruppe, Stadt
Problem: Eingereichte Konzepte von Baugemeinschaften werden nicht umgesetzt.
Kontext: Die Konzeptvergabe ist ein wichtiges Instrument, um Baugemeinschaften bei städtischen und kommuneeigenen Flächen zu berücksichtigen. Oft ist sie daran gebunden, dass mehr Zeit für die Finanzierung und die Umsetzung des Bauvorhabens den Gruppen zur Verfügung gestellt wird.
Nicht so selbstverständlich ist dabei, die Umsetzung der Konzepte zu begleiten oder nach einiger Zeit nach der Projektumsetzung zu evaluieren. In den meisten Fällen sind sie nicht im Kaufvertrag verankert. Das kann zur Folge haben, dass gute Ideen nicht umgesetzt werden (können). Zum anderen ergibt sich daraus die Situation, dass es Auswirkungen auf die weitere Zusammenarbeit mit weiteren Baugemeinschaften haben kann, weil diese von Verwaltungen als nicht zuverlässig angesehen werden. Für die Stadt bedeutet es außerdem, durch die Konzeptvergabe nicht die Umsetzung bestimmter Ziele in der Quartiersentwicklung auch wirklich zu erreichen. Wird ein vorgesehenes Konzept nicht oder in Teilen nicht umgesetzt, kann dies aus finanziellen Engpässen geschehen oder weil die Gruppenzusammensetzung sich geändert hat und dadurch das Konzept verändert wird. Bei einigen Baugemeinschaften fehlt es nach der anstrengenden Phase des Bauens auch an der nötigen Kraftreserve, um geplante Dinge zu verwirklichen und die Umsetzung wird verschoben. Stehen die Gruppen in Konkurrenz zu vielen Mitbewerber*innen bei der Grundstücksvergabe, wird bei Konzepten manchmal mit der Angabe vieler Inhalte versucht, das „beeindruckendste Konzept“ zu verfassen, was die Umsetzung anschließend schwierig machen kann.
Innerhalb der Verwaltung braucht es Strukturen, die auf Erfahrungen anderer Städte und Kommunen zurückgreifen können, wenn die Konzeptvergabe noch relativ neu ist oder Unsicherheiten darüber bestehen, welche Anforderungen an Baugemeinschaften gestellt werden sollten, damit sie sinnvoll eingesetzt wird.
Lösung: Ein gutes Konzept kann von der Baugemeinschaft ohne große Schwierigkeiten umgesetzt werden und wird von genügend Mitgliedern mitgetragen. Zusätzlich prüft die Verwaltung, ob etwas dagegen spricht, z.B. Probleme mit der Bauordnung, die Konzepte zum Scheitern bringen können.Vor der Vergabe wird mit der Gruppe geklärt, ob das oder die Vorhaben realistisch sind und eventuell transparent kommuniziert, wie eine Umsetzung aussehen kann. Den Baugemeinschaften wird eine klare Vorstellung über den Ablauf der Konzeptvergabe vermittelt und was dabei von ihnen erwartet wird. Ergeben sich Änderungen im Prozess der Baugemeinschaft, gibt es verbindliche Ansprechpartner*innen in der Verwaltung. Dort wird gemeinsam nach Lösungen gesucht, wie weiter vorgegangen wird. In der Verwaltung gibt es ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Begleitung von Baugemeinschaften, die auch nach der Bauphase bei Bedarf weiter bestehen kann. Verwaltungen, Quartiersinitiativen, weitere Intermediäre und Baugemeinschaften treffen sich am Runden Tisch, um gemeinsam Kultivierungsangebote für die Umsetzung von Konzepten zu vereinbaren. Das gibt auch Projekten die Möglichkeit, später in Zusammenarbeit mit anderen ihre Konzept bei Bedarf zu erweitern, z.B was die Nutzung von teil-geöffneten Gemeinschaftsbereichen betrifft.
Konsequenzen: Konzepte, die umgesetzt werden, ermöglichen eine Verlässlichkeit in der gemeinsamen Planung von Quartiersentwicklungen. Gruppen erhalten, wenn nötig und gewünscht, eine Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Ideen und erfahren eine Wirksamkeit ihrer Vorstellungen.
Beispiel: Bei den Baugemeinschaften, die im Rahmen unserer Forschung untersucht wurden, wurden die geplanten Konzepte weitestgehend umgesetzt. In München musste bei den KunstWohnWerken Abstriche bei der Anzahl der Wohnungen gemacht werden – allerdings war hier die Ursache dafür eine Einschränkung durch die Bauordnung, die das Konzept der Gruppe nicht im geplanten Umfang möglich machte und nicht die Gruppe die Ursache, die bestimmte Dinge nicht umgesetzt hat.
Besonders groß angelegte Projekte, die mit ihrem Konzept viel erreichen wollen, können auf vielfältige Schwierigkeiten bei der Umsetzung stoßen, die sie nicht aufgrund eigener Handlungen beeinflussen können. Dabei können ganz unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen, wie z.B. der ungeklärte Bebauungsplan beim Holzmarkt oder unerwartet steigende Baukosten, die vorher nicht abzusehen waren, wie beim Möckernkiez in Berlin. Je größer und umfangreicher Bauvorhaben geplant oder auch von den Städten ausgeschrieben werden, desto eher wird ein Scheitern möglich. Oft kann es nur dann abgewendet werden, wenn Städte sich zu ungewöhnlichen Lösungen und Schritten entscheiden.
Verbindung zu Muster:
Baugemeinschaft als Akteurin auf dem Markt
Bauplanung; Projektsteuerung; Gruppenbildung/Mitglieder finden; Außenflächen; Inklusion/Zugänglichkeit; Konzept verfassen; Synergien bündeln; Fähigkeiten entdecken