Gemeinschaftsräume

ID: 2031

Kategorie: Kommunikation und Gemeinschaft

Akteur*innen-Ebene: Baugemeinschaft, Verwaltung

Strategie-Ebene: Gruppe, Nachbarschaft

Problem: Gemeinschaftsräume werden in ihrer Wichtigkeit für das gemeinsame Wohnen unterschätzt und werden deshalb nicht ausreichend in der Planung berücksichtigt oder fallen aus Kostengründen ganz heraus.

Kontext: Gemeinschaftliches Leben findet in einer Baugemeinschaft nicht einfach so statt, sondern braucht Räume, in denen es sich entfalten kann. Der Gemeinschaftsraum in einem Projekt stellt eine Verbindung zwischen privaten Räumen und dem Außenraum dar. Er ermöglicht eine Begegnung außerhalb der eigenen vier Wände, die eng an den eigenen Privatraum anschließt. Hier können gemeinschaftliche Aktivitäten unter den Bewohner*innen stattfinden. Auch die Projektverwaltung  und -organisation kann hier ihren Raum finden. Werden Gemeinschaftsräume auch für die Nachbarschaft geöffnet, sollte ein extra abgeschlossener Bereich für das Projekt, der nicht für alle zugänglich ist, eingerichtet werden. Ein Gemeinschaftsraum muss nicht auf ein Zimmer beschränkt sein; denkbar sind auch verschiedene Bereiche, die für kleine oder größere Zusammenkünfte oder Aktivitäten nutzbar sind. 

Oft werden Gemeinschaftsräume in Baugemeinschaften zu Beginn eingeplant, fallen dann aber aufgrund enger finanzieller Spielräume aus der Planung ganz heraus oder werden als zu kleine Räume geplant. Gemeinschaftsräume erfüllen jedoch eine wichtige Funktion: sie sind ein Spiegel dafür, welche gemeinschaftlichen Möglichkeiten die Gruppe sich räumlich zur Verfügung stellt: also anders gesagt, wieviel Platz wird der Gemeinschaft im wahrsten Sinne des Wortes in der Baugemeinschaft eingeräumt. Gemeinschaftsräume sollen als Ort der Zusammenkunft nutzbar sein und eine gleichermaßen einladende und funktionelle Ausstattung haben, wie z.B. eine Küchenzeile. Idealerweise befinden sich gemeinschaftlich genutzte Räume an prominenter Stelle im Gebäude. Stellen Gemeinschaftsräume eine zu große finanzielle Belastung dar, kann diese reduziert werden, indem externe Vermietungsmöglichkeiten eingeplant werden.

Gemeinschaftlich genutzte Außenräume wie Gärten, Terrassen oder begehbare Dächer sind zwar auch Orte für Begegnungen, allerdings können sie nicht bei jedem Wetter genutzt werden und bieten nicht die gleichen geschützten Möglichkeiten wie Innenräume. Schließen sich Gemeinschaftsräume jedoch an Außenbereiche an, ist es leichter möglich, sie öffentlich oder halböffentlich zugänglich zu machen, z.B. indem sie anderen Gruppen aus dem Kiez zur Verfügung gestellt werden. Diese Art der Öffnung ist auch eine Möglichkeit, die bereits im Konzept der Gruppe mitbedacht wird und bei der die Möglichkeit zur finanziellen Förderung beim Bau als Teil einer solidarischen Stadtteilarbeit mit der Stadt vereinbart werden könnte.

Lösung: Klären Sie innerhalb des Projektes Ihre Prioritäten, wieviel Gemeinschaft Sie teilen wollen. Bedenken Sie, dass sich diese Prioritäten über einen längeren Zeitraum verschieben können. Berücksichtigen Sie eine flexible Gestaltung des Gemeinschaftsbereichs, damit es Möglichkeiten gibt, entweder diesen Bereich später anderweitig zu benutzen oder Räume zu Gemeinschaftsräumen umfunktionieren zu können.Gestalten Sie gemeinschaftlich genutzte Räume so, dass sie verschiedenen Wünschen innerhalb des Projekts gerecht werden und sie wie eine Vergrößerung des eigenen Wohnraums fungieren können, den Sie gemeinsam mit anderen nutzen.

Konsequenzen: Gut geplante Gemeinschaftsräume bieten vielfältige Möglichkeiten nicht nur für die Bewohner*innen, sondern können zwischen Außen- und Innenräumen Verbindungen schaffen.

Beispiel: Die Wunschnachbarn in Köln haben eine Gemeinschaftswerkstatt eingerichtet, die langfristig auch für die Nachbarschaft geöffnet werden soll. In Chemnitz haben die Brühlpioniere mit dem kleinen, bislang noch unausgebauten, Hinterhaus den Plan, dort Ateliers und Proberäume einzurichten, die Kunstschaffenden aus der Stadt offenstehen werden. Das Bunte Haus in Bad Salzuflen hat an den Gemeinschaftsraum, der auch vermietet wird, noch eine Gästewohnung gebaut, die für Gäste der Bewohner*innen und Nachbarschaft zur Verfügung steht. In der Berliner Genossenschaft im Spreefeld ist der Innenhof so angelegt, dass er auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist und die Baugemeinschaft keinen abgeschlossenen Charakter erhält, sondern Nachbar*innen und Besucher*innen sich jederzeit begegnen können. Durch Sitzmöglichkeiten draußen, eine Kita und Optionsräume, die gemietet werden können, gibt es hier auch eine bauliche Öffnung Richtung Quartier.

Verbindung zu Muster:

Lust auf Gruppenprozesse

Szenarien für das Projekt entwickeln

Leben im Quartier; Unterstützung finanzschwacher Gruppen; Fähigkeiten entdecken; Konzept verfassen

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