Akteur*innen und ihre Motivation – Wohnsicherheit

Der Aspekt der Wohnsicherheit beinhaltet unterschiedliche Aspekte. In den Interviews ging es einerseits um Abhängigkeiten von Vermieter*innen, die bei Gewinnmaximierung durch steigende Mieten ihre Pflichten nicht ausreichend wahrnehmen, Häuser nicht ausreichend instand halten oder durch Eigenbedarf Menschen aus ihren Wohnungen kündigen. Andererseits kann auch ein steigender Mietspiegel eine Rolle bei der Entscheidung spielen, sich einer Baugemeinschaft anzuschließen, weil durch Baugemeinschaften auch langfristig günstiger Wohnraum in zentralen Lagen erhalten werden kann.

„Nicht von einem Vermieter abzuhängen, der nur Gewinn ziehen will und das Haus vergammeln lässt. Hier zieht niemand Gewinn. Hier wollen wir, dass das Haus bestehen bleibt und dass die Gemeinschaft bestehen bleibt. Das ist ein ganz anderer Ansatz, der mir wichtig ist.“ (BG3)

„Und es schwingt auch ein Sicherheitsgefühle mit. Wenn ich mir ansehe, was in München los ist. Ich weiß nicht, ob ich in München bleiben werde unter dieser Option, immer wieder raus zu müssen, immer wieder neu zu mieten. Diese Idee, dass man so was rausschneidet aus dem Maximierungswahn, das war verlockend. Ich empfinde das auch als eine politische Aktion. Ich war vorher nie irgendwo politisch organisiert. Aber hier habe ich das Gefühl, durch meine Aktivität hier konnte ich das erste mal etwas tun, wo ich glaube, dass es politisch absolut notwendig ist. Das war ein übergeordnetes Interesse.“ (BG5)

„Wir wollen irgendein Projekt haben, wir wollen auch zusammen wohnen und zusammen arbeiten – das war mein Traum eigentlich. Wo klar ist, dass die Wohnung sicher ist, also, das uns jetzt keiner mehr sagen kann „du nicht“, „ihr nicht“, nicht „du raus“. Das ist so ein Fluch, also dass welche wegmussten, weil Eigenbedarf angemeldet wurde. Eigenbedarf ist wirklich so ein Schreckgespenst.“ (BG1)

„Einerseits die Sicherheit, aber andere hatten auch schon politische Gründe damit reingebracht. Andere Formen etablieren von Wohnen. Vom Markt zu nehmen – und dieser Sicherheitsaspekt, der ist nicht so individuell dringesessen, sondern eher dieses etwas erschaffen! Etwas machen.“ (BG1)

Der Bedeutung des Aspektes der Wohnsicherheit zeigt sich vor allem in einer Langzeitbetrachtung: Die Baugemeinschaft in Bremen befindet sich inzwischen in einem Umfeld stark angestiegener Mietpreise und liegt mit den eigenen Mieten innerhalb der Genossenschaft mittlerweile im Mittelfeld. Es ist abzusehen, dass sie – steigen die Mieten um sie herum weiter an – in einigen Jahren eine für das Umfeld günstige Mietsituation bieten können. Das Beispiel „Buntes Haus“ in Bad Salzuflen, das als Plus-Energie-Haus gebaut wurde, kann seine Mieten aufgrund geringer Heiz- und Stromkosten (9 und 7 €/Wohnung und Monat) von vornherein günstig gestalten und bietet so auch für Geringverdiener*innen einen hohen Wohnkomfort.